Tag 2 und 3

Samstag, 02.09.2017

Hallo meine Lieben,

obwohl es nur zwei Tage waren, die seit meinem ersten Eintrag vergangen sind, ist viel passiert.

Am Freitag war ich mit den Kindern am Vormittag wieder alleine. Da Lya lieber Zeit für sich haben wollte, habe ich bis 16 Uhr hauptsächlich Eline beschäftigt. Wir haben gebastelt, im Garten sehr lange Zeit damit verbracht eine "Hütte" zu "bauen" (hauptsächlich zu dekorieren) und es uns in der großen Hängematte mit Kissen und Decken gemütlich gemacht. Dabei hat Eline, die ganze Zeit geredet und sich nicht daran gestört, dass ich ihr nicht anworten konnte, nur immer wieder lachen musste, weil ihre Plapperei schon eine gewisse Komik hat. (Sie ist sehr geduldig mit mir und versucht mir das, was sie mir sagen möchte mit Händen und Füßen und Zeigen zu erklären.) 

Was ich nach kurzem Googlen von ihr verstanden habe war, dass sie die ganze Zeit davon geredet hatte, dass wir uns in der Hängematte vor dem kalten "Mistral" schützen müssen, wobei sie stehts darauf geachtet hat, dass auch bei mir ja keine Lücke zwischen den Decken frei ist, sodass ich frieren könnte.

Der Mistral ist ein kalter Provencewind, der hier jeden Monat weht und direkt an der Küste von Marseille, wo wir heute waren, ungefähr doppelt so kräftig weht, wie bei uns an der Nordsee. (50 k/mh stand im Internet)

Um mir meine Sprachschule, den Bahnhof und die Schulen der beiden Kinder zu zeigen, sind Lya, Eline, Philipp und ich am späten Nachmittag nach Aix en Provence gefahren, was ungefähr so groß ist wie Wilhelmshaven, aber komplett anders aussieht.

Die Häuser sind hier überall fast ausschließlich beige angestrichen und haben orange Ziegeldächer. Es gibt viele Nadelbäume, Büsche, Sträucher und Diesteln, aber wenn, nur ausgetrocknetes Gras, was man eher als bodenbedeckendes Stroh bezeichnen sollte. :D Das heißt man merkt und sieht den Pflanzen an, dass sie eher selten Wasser bekommen. Trotzdem halten hautsächlich die Bäume die Landschaft zwischen Häusern und Straßen erstaunlich grün. Die Straßen sind hier an manchen Stellen deutlich schmaler als in Deutschland, es gibt viel mehr Kreisel, die meistens zweispurig sind und die sehr oft vorkommende Geschwindigkeitsbegrenzung von 30 wird hier strikt mit nicht wenigen Bremsschwellen durchgesetzt.

 

Heute nach dem Frühstück haben wir mit der ganzen Familie einen Ausflug nach Marseille an die Küste gemacht, um mir die tolle Stadt und den Hafen zu zeigen. Es war ein langer, aber malerisch schöner Ausflug, da wir zum Beispiel durch Gassen eines Künstlerviertels gegangen sind und direkt am Meer ein Museum mit sehr ungewöhnlicher Fassade stand, durch die man direkt aufs Meer blicken konnte.

Die Kirche/Kathedrale auf den Bildern ist eine Bischofskirche der römisch-katholischen Erzdiözese in Marseille, die mit der Eröffnung 1893 noch recht neu ist.

 

Gegessen haben wir in einem kleinen Restaurant direkt am Hafen. Nach kurzer Zeit haben sich drei Brasilianer vor dem Restaurant aufgebaut, gesungen, auf große Trommeln gespielt und nacheinander Kunststücke vorgeführt, wobei einer von ihnen einen siebenfachen! Flickflack mit Salto zum Abschluss vorgeführt hat. Sehr beeindruckend!      Anhand der Teller der anderen Gäste und der Erklärung von meinen Gasteltern habe ich herausgefunden, dass es hier typisch ist Pommes mit Muscheln zu essen. Ich habe eine Muschel von Philipp probiert...es schmeckt mir zu doll nach Meer. 😀 Da bin ich lieber bei meiner Pizza Maghertia geblieben, die mit ziemlich viel Käse zubereitet wurde.

Damit kommen wir auch schon zu der:

Klischeebestätigung der Franzosen Nummer eins 😀!: Direkt am ersten Tag, nachdem ich den Kindern Nudeln mit Tomatensauce gemacht habe, hat Lya ungefähr 7 Sorten Käse aus dem Kühlschrank geholt, sie mir gezeigt und erklärt und dann mit Eline um die vier Stücke Käse einfach so gegessen. (Beim dritten Stück kam dann immerhin noch ein Brot dazu.) Dies kommentierte Lya nur mit "J'adore le fromage"= Ich liebe/vergöttere Käse. 😀

Klischeebestätigung Nummer zwei: Gestern Abend haben wir mit der ganzen Familie zu Abend gegessen. Karine erklärte mir, dass hierbei ein kleiner Aperitif nicht fehlen dürfe. Und dreimal dürft ihr raten, was dieser Aperitif war....Wein natürlich! :D und soweit ich es verstanden habe, trinkt sie jeden Abend ein Gläschen.

Klischeebestätigung Nummer drei:  Als Philipp mir die Sprachschule gezeigt hat, kam uns eine etwas korpulentere Frau entgegen, die wohl gerade vom Einkauf nach Hause lief. Und was trug sie unter ihren Arm geklemmt mit sich? Nicht ein..nicht zwei ..sondern gleich vier Baguettes in Brottüten verpackt. 😀

 

Ein weiteres Kulinarisches Highlight heute war ein Eis zum Nachtisch, welches die Verkäufer in Rosenform formten. Ich hatte zwar ein Eis ohne Macaron, aber trotzdem war es sehr lecker und wie ich finde eine ziemlich coole Idee.  

 

Nachdem wir zu Hause angekommen sind und wir kurz verschnauft haben, bin ich das erste Mal mit dem Auto gefahren, das mir Familie Masson zur Verfügung stellt. Es (ein Twingo) lässt sich ganz gut fahren und ist zum Glück recht klein, was auf den schmalen Straßen sehr von Vorteil ist. Nur beim rückwärts auf der schrägen/bergigen Auffahrt Parken hatte ich etwas Schwierigkeiten, weil ich dabei noch einen Bürgersteig überqueren musste und natürlich nicht Philipps Auto anstupsen wollte. 😛  

Die kleine Probierfahrt haben Eline, Karine und ich genutzt um Einkaufen zu gehen. Generell kauft Familie Masson sehr viele Bioprodukte und achtet auf gute Lebensmittel (vom Markt bsw.). Karine hat mir mehrmals gesagt, dass ich mir aussuchen kann, was ich möchte und gefragt, ob ich irgendetwas brauche etc., was ich sehr nett und aufmerksam finde.

 

 

Damit verabschiede ich mich für heute. Bis die Tage

Eure Jule 🙂