Langsam kehrt der Alltag ein

Mittwoch, 06.09.2017

Hallo meine Lieben, 🙂


zwar kehrt der Alltag hier erst langsam ein, weil Eline und Lya erst ab nächster Woche "richtig" Schule haben und erst am Wochenende entschieden wird, welche Sportarten die Kinder ausüben werden und wann genau, aber dennoch werden meine täglichen Aufgaben hier immer präziser.


Am Montag hatte erstmal nur Eline zum ersten Mal wieder Schule. Lya ist mit mir mit dem Zug nach Aix en Provence gefahren, um mich bei der Sprachschule, für die ich mich vorher entschieden hatte, anzumelden und zu dolmetschen. Die Sprachschule liegt in einem schönen verwinkelten Viertel von Aix en Prevence, das vom Bahnhof gut zu Fuß zu erreichen ist und einen seriösen Eindruck vermittelt. Um herauszufinden, in welcher Sprachklasse ich am besten aufgehoben bin, musste ich gestern einen „Test du Niveau“ schreiben, der mich sehr an die „Listening und Writingtests“ im Englischunterricht erinnert haben. (Auf Französisch aber doppelt so schwer war, als auf Englisch 😀)
Da wir sehr viel durch die Stadt gelaufen sind und Lya noch Dinge für die Schule erledigen musste, haben wir am Mittag nichts miteinander gemacht. Generell ist Lya gerade in der "vorpubertären Phase", (die hier sogar einen extra Namen hat: "pré-adolescence"), weswegen sie viel in ihrem Zimmer ist und lieber Musik hört oder malt, anstatt sich mit ihrer kleinen Schwester zu beschäftigen und des Öfteren mal einen etwas zickigeren Ton an den Tag legt, wenn sie ihre Schwester nervt. Das hält sich aber alles noch im Rahmen, ist komplett "aushaltbar". Dass sie viel Zeit für sich alleine haben möchte, kann ich gut nachvollziehen. Daher beschäftige ich hauptsächlich Eline, die sehr gerne in meiner Gesellschaft ist.


Heute hatte Eline den ganzen Tag frei, weswegen wir eine Menge zusammen gemacht haben. Als ich aufgestanden bin, lag Eline noch im Bett und hat Harry Potter gelesen. Da sie keine Anstalten machte aufzustehen und anscheinend noch keinen Hunger hatte, als ich ihr einen guten Morgen gewünscht habe, durfte ich mich zu ihr ins Bett legen und wir haben gemeinsam gelesen.
Was mich sehr positiv überrascht hat war, dass Eline einfach so, nachdem wir Pancakes zusammen gemacht und gegessen hatten, angefangen hat die Schüsseln und Teller abzuwaschen, ohne dass ich etwas gesagt habe.

Generell ist Eline sehr gut erzogen (genau wie Lya),aber auch hilfsbereit, ausmerksam und hilft mir ohne zu Murren beispielsweise beim Wäsche abhängen, (was hier, wie Spülmaschine ausräumen, Wäsche waschen und aufhängen, zu meinen täglichen kleinen Aufgaben gehört). Um ihr das Ganze etwas schmackhafter und interessanter zu gestalten, habe ich sie gestern beim Wäscheabhängen Huckepack genommen. Sie hat alle Klamotten auf der oberen Etage abgehängt und ich auf der unteren. Zusammengelegt habe ich alle Klamotten und sie hat sie in den Wäschekorb zum Abtransportieren getan. 🙂


So harmonisch verlief auch der heutige Tag, an dem wir noch Sachen verstecken gespielt haben, verkleiden, Inliner und Fahrrad gefahren sind, Elines Haare gewaschen, geföhnt und Zöpfe gemacht haben, mit Lya, die von der Schule zurückgekommen ist, gegessen, eine halbe Stunde eine französische Pferdeserie angeguckt, die Eline sehr mag, kurz eingekauft, damit wir kleine Mini-Muffins backen konnten, in der Hängematte zusammen sehr lange gelesen, Wäsche abgehängt, Tischtennis gespielt und den Tisch gedeckt, damit wir mit der ganzen Familie essen können. (Ja so ein Kind will beschäftigt sein! 😀)


Essensgewohnheiten im Hause Masson:


Wie gerade erwähnt essen wir immer abends mit der ganzen Familie, da die Eltern meistens erst gegen 19 Uhr von der Arbeit kommen. Hier gibt es jeden Abend eine Vorspeise, die in den letzten Tagen meistens aus Tomatensalat, Salat mit Fetakäse oder Oliven mit Brot und Olivenpaste bestand. Zur Hauptspeise gab es beispielsweise die Reis- und Gemüsereste vom Sonntagnachmittag, Teigtaschen mit einer Kartoffelbrei-Käse-Füllung (eine Spezialität aus Marseille) und Gnoccis mit Tomatensauce. Zum Nachtisch essen alle meistens einen Joghurt oder Kompott, was ich nur nach dem Mittagsessen gewöhnt bin. Das hört sich noch recht normal an und hier gibt es auch immer etwas, was ich kenne, dennoch gibt es hier auch vieles Neue, was ich interessiert probiere. Heute haben wir zum Beispiel eine andere Spezialität aus Marseille gegessen, die wie große, runde gebratene Taler aussah und ich glaube aus Kichererbsen war. (Karine wusste nicht, wie das auch Englisch und deutsch heißt, ich wusste es auch nicht auf Englisch) Das hat sehr gut geschmeckt, aber an manche Sachen muss ich mich noch gewöhnen, wie beispielsweise den vielen Käsekonsum hier. 😀


Nachmittags, wenn die Kinder von der Schule kommen, wollen sie meistens nur etwas kleines Essen, wie zum Beispiel Käse 😀, weswegen ich sehr viel weniger kochen muss bis jetzt, als ich dachte.


(Montag morgens gab es Crêpes )


Die Sprache:


Jeden Tag verstehe ich mehr, und selbst Eline verstehe ich mittlerweile sehr gut. Wenn nicht, hilft entweder das Zeigen auf Dinge oder Google Übersetzer. :D
Lya kann, so schweigsam sie den Tag über mit ihren Kopfhörern im Ohr ist, am Abend, wenn ihre Eltern am Essenstisch sitzen, noch viel mehr plappern als Eline, wobei sie dem Tonfall nach des Öfteren sehr über ihre Lebenssituationen und Lehrergespräche amüsiert ist. Meistens berichtet sie von ihrem Schultag, (soweit ich das verstehen kann. 😀 )


Wenn Philipp und Karine langsam und deutlich auf Französisch reden, verstehe ich meistens alles bis sehr viel. Nur bei den wirklich wichtigen Sachen, bsw. Aufgaben für den nächsten Tag, frage ich lieber nochmal nach, damit ich nichts falsch und alles richtig verstehe. Im Notfall hilft dann das Englische weiter.


Allgemein helfen mir, außer dem Reden mit Familie Masson, auch das Lesen, Hörbuchhören und Spielen mit Eline sehr beim Französisch lernen. Gestern haben wir zum Beispiel „Wer ist es?“ auf Französisch gespielt, bei dem man den Anderen fragen muss, ob die jeweilige Figur braune Haare, blaue Augen, eine Brille etc. hat. Hierbei hilft und korrigiert mich Eline geduldig.

Bei Gelegenheiten, wie dem Sonnen im Garten oder beim Warten auf das Ende von Lyas Physiotherapie, habe ich auch schon Vokabeln mit meinen Vokabelheften aus der Schulzeit gelernt. Hierbei konnte ich mich schon des Öfteren über manche Wörter, Sätze und Übersetzungen amüsieren. „C’est le bordel“ heißt nicht „Das ist das Bordel“, sondern „Das ist das totale Chaos!“. Oder „faire une affaire“, wovon sich im Deutschen das Wort Affäre abgeleitet hat, heißt eigentlich „ein Schnäppchen machen/ etw. günstig einkaufen.“
Manche Übersetzungen/ Wörter im Französischen sind aber auch schöner und machen mehr Sinn als im Deutschen, wie zum Beispiel das Wort „un journal intime“, was auf Deutsch „Tagebuch“ heißt. Ein „intimer/privater Bericht“ beschreibt das, was ein Tagebuch ausmacht, finde ich viel mehr als „Tagebuch“. 😀


Mit dieser kleinen Vokabeleinheit verabschiede ich mich für heute von euch,


Eure Jule 🙂

PS: Ein kleines Beweisfoto zur Klischeebstätigung Nummer 2:

Das ist eins der 3 1/2! Regale voll mit Wein im "Intermarche"/"Supermarkt"! 😀